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Natürlicher Lebensraum

Tortuga Mora, die Schwarze Schildkröte in Spanien

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Der natürliche Lebensraum der mediterranen Schildkröten kann sehr unterschiedlich aussehen. Grundsätzlich beschränkt sich das Vorkommen im Mittelmeerraum  auf kalkhaltige Landstriche in Gebieten mit vorteilhaften Temperaturverhältnissen. Dies sind je nach Lage tiefer gelegene Areale in Meeresnähe mit sandigen Böden aber auch Tallagen im Landesinneren. Hier besonders Flusstäler mit sandig steinigen Kalkböden oder abgelagerten Kalkausschwemmungen aus den Bergen. Die Schildkröten leben ebenso auf angrenzenden Hügelketten bis hin zu Hochebenen und in bergigen Regionen.

Einiges haben jedoch alle Landschildkrötenbiotope gemeinsam.

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Es sind grundsätzlich Gebiete mit kalksteinhaltigen, oft flachgründigen sehr steinigen kargen Böden mit einer guten Wärmespeicherung in ganztägig besonnten Südlagen.

Die Bodenbeschaffenheit ist stark abhängig vom einzelnen Standort.

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In Küsten- oder Flussnähe herrschen rein sandige, sandig steinige oder sandig felsige Böden aus sehr feinem verwittertem Gestein vor.

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Bodenschnitt durch ein Schildkrötenhabitat. Die Pflanzen wurzeln in einer dünnen Bodenschicht auf porösen wasserspeichernden Kalkfelsen.

Im Landesinneren werden oft auch sandige humushaltige Böden vorgefunden, welche jedoch nicht mit tiefgründigen Ackerböden verglichen werden können. Das üppige Wachstum der auf nährstoffarmen Böden wachsenden Urmacchia und der vielfältigen „Futterpflanzen“ funktioniert damals wie heute immer noch durch ein simples geschlossenes System. Hierbei werden die aktiv zirkulierenden Nährstoffe direkt nach der Zersetzung der anfallenden Biomasse durch Bodenarthropoden genutzt und nicht in ohnehin meist nicht vorhandene tiefere Bodenschichten geschwemmt. Die Wurzeln bilden meist sogar ein feines mattenartiges Geflecht. In diesem offenen System holen sich die Pflanzen ihre Nährstoffe also nicht aus tiefen Bodenschichten, wie das bei nährstoffreichen fetten Böden der Fall ist, sondern unmittelbar von der Oberfläche.
Ackerbau funktioniert als Erfindung des Menschen bekanntlich nach einem völlig anderen System, auch im Mittelmeerraum geht ohne Düngung und Bodenbearbeitung nichts. Auf gerodeten Flächen ist maximal eine Ernte möglich und danach muss durch Umpflügen und kräftiges düngen nachgeholfen werden. Ackerböden haben, auch wenn diese irgendwann brach liegen, nichts mit dem Boden auf dem wilde Schildkröten üblicherweise leben zu tun. Die fetten Böden, die wir kennen gibt es im Mittelmeerraum, zumindest in Schildkrötenhabitaten nicht. Karg, mager und nährstoffarm heißt nicht ausgezehrt.

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Das gesamte Gelände ist mit einer Vielzahl von leeren großen und kleinen Häusern der Busch- und Schnirkel- und Dünenschnecken regelrecht übersät. Ebenso liegen Vogeleierschalen und Knochen von verendeten Wildtieren und Schafen oder Ziegen herum. Die Schildkröten fressen die Schneckenhäuser und nagen an den Knochen wie wir es nur von Hunden gewöhnt sind.

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Oft befindet sich in der Nähe ein Bach, ein Fluss oder eine andere Wasseransammlung, zu der die Schildkröten manchmal auch weitere Strecken zurücklegen können. Dort trinken die Tiere ausgiebig und grundsätzlich badend mit tief untergetauchtem Kopf.

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Nachdem im ganzen Mittelmeerraum die einstmals ausgedehnten Hartlaubwälder besonders in Meeresnähe gänzlich abgeholzt wurden existiert der ursprüngliche Lebensraum der mediterranen Landschildkröten nicht mehr. Die Vegetation in den Schildkrötenbiotopen besteht heute, je nach Vorkommensgebiet, aus niederem Buschwerk, der Garrigue, aus Buschwäldern, der Macchia und vereinzelt auch noch aus lichten Baumbeständen. Nur in wenigen Ländern gibt es noch ausgedehnte alte Stein- und Korkeichenwälder mit buschigen Hainbuchen als Unterwuchs und ineinander übergehende Macchia und Garrigue auf den felsigen Lichtungen.

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Allerdings gibt es besonders in Griechenland, aufgrund der starken Überweidung mancher Gebiete, bereits sehr kahle Berghänge in denen die Populationsdichte immer mehr abnimmt, weil sich die Schildkröten nicht mehr ausreichend vor Fressfeinden und im Hochsommer nicht vor der sengenden Sonne verbergen können.

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Durch Pflug "skalpierte" Schildkröte.
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In Kulturflächen, wie in Olivenhainen, in Weinbergen, auf Feldern oder in deren Randvegetation sind in manchen Gebieten ebenfalls noch vereinzelt Schildkröten anzutreffen, aber nicht etwa weil sich die Schildkröten in diesen bewirtschafteten Flächen angesiedelt hätten, sondern weil diese Kulturflächen in den ursprünglichen Schildkrötenhabitaten angelegt wurden. Bei diesen Schildkröten handelt es sich um Tiere die noch nicht durch Brandrodung oder Pflüge direkt getötet, vom Menschen als Schädlinge erschlagen oder indirekt durch Schadstoffe, wie Dünger und Spritzmittel, vergiftet wurden. Es ist also nur eine Frage der Zeit bis auch diese Restbestände  in manchen Kulturflächen verschwunden sind.

Europäische Landschildkröten sind keine Kulturfolger.

Adulte Schildkröten sind derart mit ihrem angestammten Aktionsraum verbunden, dass sie diesen nicht verlassen können, um sich neue Lebensräume zu erschließen. Das aus der Macchia gewonnene Weide- und Kulturland wird deshalb gezwungenermaßen zum neuen Lebensraum der diese Urbarmachung überlebenden Schildkröten.

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